Produktpiraterie ist auf dem Vormarsch, auch bedingt durch den stetig wachsenden Online-Handel. Ein Großteil der gefälschten Waren wird außerhalb der EU hergestellt, wo andere – in der Regel geringere – Umwelt- und Sicherheitsstandards gelten als in der EU.
Fälschungen ihrer Produkte können Unternehmen massiv schaden. Insbesondere Reputationsschäden und der Verlust von Umsätzen stellen Gefahren dar.
Europäische Unternehmen müssen zahlreiche Vorgaben in Bezug auf Nachhaltigkeit und Produktsicherheit erfüllen. Fälscherbanden produzieren hingegen so billig wie möglich und nehmen auf Umweltschutz und soziale Aspekte keine Rücksicht. Gehen Unternehmen nicht gegen Fälschungen ihrer Produkte vor, bleiben diese auf dem Markt, werden gekauft, genutzt und konsumiert und gefährden damit die Erreichung der gewünschten ESG-Ziele.
Die Ergebnisse unserer kürzlich durchgeführten Studie zeigen, dass auf die Mehrheit der befragten Unternehmen die Berücksichtigung von ESG-Faktoren (Environment, Social, Governance) einen merkbaren Einfluss hat. Mehr als ein Drittel der teilnehmenden Unternehmen wirbt aktiv mit der Einhaltung von ESG-Zielen. Hingegen geht nur ein kleiner Teil der Befragten nach eigener Einschätzung wirksam gegen Fälschungen von Produkten vor.
Die Konsequenzen von Produktpiraterie für das eigene Unternehmen liegen auf der Hand:
Fälschungen werden meist aus billigen Materialien hergestellt. Sie können Schadstoffe enthalten, auf die die Hersteller der Originale bewusst verzichten und dafür höhere Herstellungskosten in Kauf nehmen. Fälscherbanden beachten in der Regel keine Arbeitssicherheitsstandards. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Waren auch mit Zwangs- und Kinderarbeit hergestellt werden. Die unsicheren und minderwertigen Fälschungen kommen auf den Markt, können negative Auswirkungen auf die Umwelt haben und die Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher:innen gefährden. Kritisch wird es insbesondere dann, wenn Verbraucher:innen die Produkte für Originale halten.
Unternehmen sollten daher im Sinne ihrer ESG-Strategie sicherstellen, dass ihre Produkte und Marken geschützt sind. Sie sollten gegen Markenfälschungen und Produktpiraterie vorgehen, um die Sicherheit und das Wohlergehen der Verbraucher:innen zu gewährleisten und eine nachhaltige Wirtschaft zu fördern.
71 Prozent der Teilnehmenden unserer Studie stufen die Wahrscheinlichkeit, dass ESG–Themen Einfluss auf ihr Unternehmen haben werden, als hoch oder sogar sehr hoch ein. Bei einem Großteil dieser Unternehmen hat ESG jetzt schon einen großen Einfluss auf die Unternehmensstrategie. Fast die Hälfte der Befragten bescheinigte sich überdurchschnittlich hohe Kenntnisse zu ESG-Themen. 37 Prozent der teilnehmenden Unternehmen werben sogar mit der Einhaltung von ESG-Zielen.
Demgegenüber gaben lediglich 2 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie bezüglich der Zusammenhänge von ESG-Themen und Produktpiraterie über einen „hohen“ oder „sehr hohen“ Kenntnisstand verfügen.
Die Studie offenbart auch, dass die meisten Unternehmen nicht ausreichend gegen globale Produktpiraterie vorgehen. Nur 12 Prozent der Befragten sehen ihr Unternehmen hier effektiv aufgestellt. Die große Mehrheit hingehen schätzt ihre Maßnahmen gegen Produktfälschungen als nicht ausreichend effektiv ein.
Produktfälscher aufzuspüren war lange Zeit schwierig. Es gibt weltweit unzählige Online-Marktplätze, auf denen in verschiedenen Sprachen Angebote vorhanden sind. Auffinden kann man online angebotene Fälschungen effizient nur mit dem Einsatz von Technologie. Spezialisierte Crawler können weltweit Online-Marktplätze, Social-Media-Plattformen, Websites und Domains sowie sonstige Plattformen für mobile Anwendungen durchforsten. Die Technologien clustern sowohl Texte als auch Bilder, um Schlüsseltäter:innen zu finden. Die Suche ist unabhängig von Sprache und Alphabet. Auf der Basis der Ergebnisse können und sollten jedenfalls in relevantem Umfang aktive Täter:innen dann in Anspruch genommen und ggf. auch bei den Strafverfolgungsbehörden angezeigt werden.
Wenn Unternehmen in dieser Form gegen Produktpiraterie vorgehen, schützen sie ihr geistiges Eigentum und ihre Reputation und handeln zugleich im Einklang mit ihrer ESG-Strategie.
Partner
Leiterin Technologierecht
Heidestraße 58
10557 Berlin
tel: +49 30 530199731
awipper@kpmg-law.com
Senior Manager
Heidestraße 58
10557 Berlin
tel: +49 30 530199822
thomasbeyer@kpmg-law.com
© 2024 KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, assoziiert mit der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, einer Aktiengesellschaft nach deutschem Recht und ein Mitglied der globalen KPMG-Organisation unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Limited, einer Private English Company Limited by Guarantee, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Für weitere Einzelheiten über die Struktur der globalen Organisation von KPMG besuchen Sie bitte https://home.kpmg/governance.
KPMG International erbringt keine Dienstleistungen für Kunden. Keine Mitgliedsfirma ist befugt, KPMG International oder eine andere Mitgliedsfirma gegenüber Dritten zu verpflichten oder vertraglich zu binden, ebenso wie KPMG International nicht autorisiert ist, andere Mitgliedsfirmen zu verpflichten oder vertraglich zu binden.